Seeing with the Fingers, Living with the Heart

It is with great joy that we present a special script for a play that focuses on the life of Louis Braille, his perception, and of course, the Braille script.
The script has been generously provided to us by the author Gerhard Moses Heß for free public use.

Those interested are now invited to perform the play themselves. For example, at schools, in kindergartens, in churches, or through independent project groups.
The play is impressive not only in its content but also in its open form. It repeatedly involves the audience in active ways, creating a unique and lively dynamic.
At the same time, it stands as a timeless plea for courage, curiosity, and initiative in the face of challenges, in the spirit of its protagonist.

In the following text, Patricia Sanders introduces the author of the play and provides insight into the storyline.
If this has sparked your curiosity, you will find a link to the full script at the end, available in both German and English.

Braille 200 would like to express heartfelt thanks for this extraordinary contribution and feels honored to be able to share this work.
We would be delighted to receive feedback, reports, or photos from your performances.

About the author:

Gerhard Moses Heß, born in 1942, is a Berlin-based theater educator. He spent most of his childhood on the island of Langeoog. For many years, and not only in Berlin, he has been active as an author, musician, and city guide. His artistic work spans several decades.

Due to his progressive visual impairment, he now sees only about five percent, he increasingly relies on assistance in daily life.
Accompanied by his dog and walker, he still spends several hours each day exploring the Lichtenrade forest, meeting neighbors along the way and happily engaging in conversation.

Once a guide through Berlin’s fairy-tale landscapes, urban nature, and cemeteries, he now finds himself increasingly in need of guidance.

Nonetheless, he remains a curious and passionate personality. With a distinctive and lively voice, he recites his songs, poems, or stories.
He is a seeker of life stories, whether in children’s fairy-tale performances, Jewish remembrance events, or poetic-musical cemetery tours. He often brings his accordion along.
His works deal with transience, remembrance, and the unveiling of the invisible. Despite his visual impairment, he sees the world with clarity — through a keen inner eye, exploring hands, and a sensitive feel for language.
He meets today’s flood of images with healthy skepticism and advocates for direct, sensory experiences.

His visual impairment has never extinguished his creative work, but instead redirected it. While it becomes increasingly difficult for him to write down his ideas, his inner fire and deep love for nature and people remain undiminished.

Gerhard Moses Heß is an inspiring example of how vitality, curiosity, and cultural engagement can continue to flourish in later life — and how, when the eyes no longer see, new ways of seeing can still be found in the dark.

About the play and its production:

A theatrical exploration of the history of blindness and sight through all the senses

The play Seeing with your hands premiered in October 2024 as a workshop performance during the Week of Vision at the Berlin Association for the Blind and Visually Impaired (ABSV). Five blind and visually impaired performers portray both the characters and the layered narrative voices of the production.

At its heart is the life of the young French inventor Louis Braille, whose tactile writing system has enabled countless people to access the world of reading to this day.
But the play is far from a detached historical recounting. It intertwines Braille’s story with the personal experiences of the performers themselves — their journeys into blindness, their learning processes, everyday life with mobility training, tactile exploration, and participation in society.

The performance is not a one-way street. It thrives on dialogue with the audience.
During the show, spontaneous and emotional contributions have come from audience members who themselves are experiencing vision loss. They shared stories about struggling with packaging, small everyday fears, and the empowerment gained through new techniques.

Seeing with your hands is a play about blindness — not as a deficit, but as a different way of engaging with the world.
It is a collective space of experience, a gateway to memory and future alike.

Downloadlinks:

German version:

English version:

Sehen mit den Fingern, leben mit dem Herzen

Mit großer Freude dürfen wir heute ein besonderes Skript zu einem Theaterstück präsentieren, das sich gezielt mit dem Leben von Louis Braille, seiner Wahrnehmung und natürlich der Brailleschrift beschäftigt.
Das Skript wurde uns großzügigerweise vom Autor Gerhard Moses Heß zur freien Verfügung gestellt.

Interessierte können das Stück nun selbst aufführen. Zum Beispiel an Schulen, in Kindergärten, in Kirchen oder durch freischaffende Projektgruppen.
Das Stück beeindruckt nicht nur inhaltlich, es lebt auch von seiner offenen Form: Immer wieder bezieht es das Publikum aktiv mit ein und entfaltet dadurch eine besondere, lebendige Dynamik.
Gleichzeitig ist es ein zeitloses Plädoyer für Mut, Neugier und Tatkraft angesichts von Herausforderungen, ganz im Sinne seines Protagonisten.

Im folgenden Text stellt euch Patricia Sanders den Autor des Stücks vor und gibt einen Einblick in die Handlung.
Wenn das eure Neugier geweckt hat: Am Ende findet ihr einen Link zum vollständigen Skript, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch.

Braille 200 bedankt sich von ganzem Herzen für diesen außergewöhnlichen Beitrag und fühlt sich geehrt, dieses Stück verbreiten zu dürfen.
Über Rückmeldungen, Berichte oder Bilder zu euren Aufführungen würden wir uns sehr freuen!

Über den Autor:

Gerhard Moses Heß, geboren 1942, ist ein Berliner Theaterpädagoge. Seine Kindheit verbrachte er größtenteils auf der Insel Langeoog. Aktiv war er lange Jahre, aber nicht lediglich in Berlin, als Autor, Musiker und Stadtführer. Sein künstlerisches Schaffen erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte.

Aufgrund seiner fortschreitenden Sehbehinderung, -er sieht nur noch etwa fünf Prozent-, ist er im tagtäglichen Leben zunehmend auf Hilfe angewiesen. Mit Hund und Rollator streift er jeden Tag noch mehrere Stunden durch den Lichtenrader Wald und begegnet verschiedene Nachbarn während seiner Spaziergänge. Er lässt sich dabei gerne auf ein Gespräch ein.

Einst ein Wegbegleiter durch Berlins Märchenlandschaften, durch ihre Stadtnatur und ihre Friedhöfe, ist er nun also selbst mehr und mehr auf Begleitung angewiesen.

Dennoch bleibt er eine wissbegierige Persönlichkeit, er trägt mit einer markanten, lebendigen Stimme seine Lieder, Gedichte oder Geschichten vor. Er ist ein Mensch, der Lebensgeschichten aufspürt, sei es im kindlichen Märchenspiel, in jüdischen Gedenkveranstaltungen oder bei poetisch-musikalischen Friedhofsführungen. Sein Akkordeon hat er oft dabei. Seine Werke handeln vom Vergänglichen, vom Erinnern und vom Sichtbarmachen des Unsichtbaren. Trotz seiner Sehschwäche blickt er mit Klarheit auf die Welt – mit wachem inneren Auge, tastenden Händen und einem feinfühligen Sprachsinn. Er begegnet der allgegenwärtigen Bildflut unserer Zeit mit gesundem Skepsis und plädiert für das sinnliche, unmittelbare Erleben.

Die seheinschränkung hat seine kreative Arbeit niemals ausgelöscht, sondern neu ausgerichtet! Zwar fällt es ihm immer schwerer, seine Beiträge schriftlich festzuhalten, doch sein inneres Feuer und sein Herz für die Natur und die Menschen um ihn herum bleiben brennen.

Gerhard Moses Heß ist ein Beispiel dafür, wie Lebensmut, Neugier und kulturelles Engagement auch im hohen Alter weiterwirken – und wie man, wenn die Augen nicht mehr mitmachen, auch im Dunkel neue Wege des Sehens finden kann.

Das Stück und seine Inszenierung:

Eine theatrale Spurensuche zur Geschichte der Blindheit und des Sehens mit allen Sinnen

Das Stück „Mit den Fingern sehen“ wurde im Oktober 2024 im Rahmen der Woche des Sehens im Berliner Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverband (ABSV) als Werkstattaufführung erstmals präsentiert. Fünf blinde und sehbehinderte Darsteller*innen verkörpern darin sowohl die Figuren als auch die vielschichtigen Erzählstimmen der Inszenierung.

Zentraler Ausgangspunkt ist das Leben des jungen französischen Erfinders Louis Braille, dessen Punktschrift bis heute unzähligen Menschen den Zugang zur Welt des Lesens ermöglicht. Doch das Stück bleibt nicht historisch-distanziert: Es verwebt Brailles Geschichte mit den persönlichen Erfahrungen der Spieler*innen selbst – ihren Erblindungen, Lernprozessen, dem Alltag mit Mobilitätstraining, Tastversuchen und gesellschaftlicher Teilnahme.

Der Theaterabend ist keine Einbahnstraße, denn er wird belebt vom Dialog mit dem Publikum. Während der Aufführung ist es zu spontanen, emotionalen Beiträgen von Zuschauenden gekommen, die sich selbst auf dem Weg der Erblindung befinden. Sie erzählten vom Wurschteln mit Verpackungen, von kleinen Alltagsängsten, aber auch von Selbstermächtigung durch neue Techniken.

„Mit den Fingern sehen“ ist ein Theaterstück über Blindheit – nicht als Defizit, sondern als andere Art der Weltbegegnung! Es ist ein kollektiver Erfahrungsraum, eine Erinnerungs- und Zukunftspforte zugleich.

Downloadlinks:

Deutsche Version:

Englische Version:

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