Story for Saturday

Weekend! Time for friends, for shopping and for many, most importantly: time for stories.
And since it’s been a while since we last had one at Braille 200, now feels like the perfect moment.
Today’s fictional story features dystopian elements and, of course, the resistance that comes with them.
We hope you enjoy it and thank Carina Hofstetter for our first little venture into this genre.

The Language of All Blind

“What are we supposed to do? Somebody appears to blackmail us, but even this we don’t know for sure. We simply can’t read these points that stick out! It is maddening! I beg you, Mr Müller, please help us to solve this riddle!”

“Well, I barely recognise you. Normally, you only demand things from me.”

“Admittedly, I may have used an inadequate tone at times. My apologies. But please, do something!”

“Alright, alright. Allow me to summarise your problem: For three months now, computers and all tools connected to the internet have been going haywire. There have even been food shortages, since the 3D-Printer went from producing meat to just printing LEGO pieces. And next to the machines, each time, you found slips with these dots on them, some form of secret message.

“Yes, exactly. It is Braille, but not in any language that we were able to identify. This is why we ask you to get in touch with your blind daughter. Maybe she will know about the signs.”

“Well, I will ask Lena”

Mr. Müller summarised the talk for his daughter and passed her the slips. Lena’s fingers read them and she began to laugh.

“What’s so funny?”, her father inquired.

“This is a script you would have never been able to decipher.”

“Why not? We have experts for everything, but it is true that they didn’t get far. Why?”

“Fine, I will explain. Let’s sit down on the floor. Alas, in these houses, where you all evacuated us blind people to, there are not chairs. You probably all thought that these amenities would be superfluous, as we are just the Blind.”

“That you were brought here…”

“…is nothing you care about”, she cuts him off. “Otherwise someone would have done something. Anyways, Let’s talk about the script. It is our very own language.”

“Your own?”

“Yes. And please do stop interrupting me”, she snapped. “We invented this script because of the multitude of nationalities represented around here. We could not agree, which language we should use on a daily basis and there were many complications with dialects, so communication was rather difficult. But then we remembered the Braille script, which is so much less ambiguous than the spoken word. Naturally, it was not easy to invent Braille equivalents for the whole language. But we had a lot of time.”

She muses for a moment.

“At the end of the day: Ten years ago you had decided that you have no use for us cripples and sent us to this distant village.”

“Well, we must have underestimated you. You are ahead of us, we don’t have a script that is legible to all of us. We have computers for all the translation, but when the electricity is cut, all communication with other countries breaks down.”

“Indeed, you have underestimated us for all this time. But now I should tell you what is written on these slips. The content is the same on every one of them: Give work to us, the Blind, and your problems will end.”

“Who wrote this? And how do you think this would work?” Resignation creeps into Mr. Müller’s voice.

“I do not know the identity of the author”, she retorts. “But it would be rather simple to integrate us into your world.”

“But how? Jobs are not accessible, are they?”

“This was the case 50 years ago, back when you did everything on paper. But for the last decade, everything has been running on computers and programs that are accessible. Would you not agree that our successful hacking operation is proof that we can manoeuvre in your systems?”

“Point taken.” Mr. Müller says. “On that note: How have these programs become so accessible?”

“Pure coincidence. I would not be surprised if the programmer just preferred to organise everything with his keyboard and therefore implemented a lot of shortcut. Furthermore”, she smiles sardonically, “all computers are equipped with voice output. For the last 50 years. But you have all but forgotten about this, because it needs to be activated in advance.”

“And how did the extortionist get into our system”

“There is just one possible answer: The attack must have been coordinated through the sole computer in this village.”

They pause.

“And what now?”, Mr. Müller sighs.

“Easy. Whoever did it proved quite clearly to you that the Blind get along with your technology. As everybody knows, none of you like to work in your subterranean server station. We do not mind this, so you can give us work to do there and we are satisfied.”

“Very well, this seems like a good solution. I will talk to my boss, but I am sure that he will agree.”

“And I will quickly send a message to all inhabitants of this grim village that we will be able to move soon. What an advantage it is that we have this script that everyone can read. The language of all Blind.”

Die Geschichte zum Samstag

Wochenende! Zeit für Freunde, fürs Einkaufen und für viele am wichtigsten: Zeit für Geschichten.
Und da es bei Braille 200 schon eine Weile keine neue gab, ist jetzt der perfekte Moment dafür.
Unsere heutige fiktive Geschichte enthält dystopische Elemente und natürlich den damit verbundenen Widerstand.
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und danken Carina Hofstetter für unseren ersten kleinen Ausflug in dieses Genre.

Die Sprache aller Blinden

“Was sollen wir nur tun? Jemand scheint uns zu erpressen. Aber nicht mal das wissen wir mit Sicherheit. Und alles nur weil wir diese Reliefpunkte nicht lesen können! Es ist zum Verzweifeln! Bitte Herr Müller helfen Sie uns dieses Problem zu lösen!” “So kenn ich Sie ja gar nicht. Das ist das erste Mal, dass Sie mich um etwas bitten. Normalerweise stellen Sie doch nur Forderungen an mich.” “Möglicherweise habe ich mich ein paar Mal im Ton vergriffen. Bitte entschuldigen Sie falls es so war. Aber bitte tun Sie was.” “Gut, ich fasse ihr Problem mal zusammen. Seit drei Monaten spielen immer wieder einzelne Computer oder andere mit dem Internet verbundene Geräte verrückt. Es kam dadurch zum Beispiel zu Engpässen in der Nahrungsmittelversorgung, da der Drei-D-Drucker statt Fleisch nur noch Legosteine aus Plastik druckte. An den betroffenen Geräten fanden sie jedes Mal mit Punktschrift bedruckte Zettel, die mit einer Art Geheimschrift geschriebene Nachrichten enthalten.” “Genauso ist es. Es handelt sich um Punktschrift, aber um keine uns bekannte Sprache. Deshalb bitten wir Sie mit Ihrer blinden Tochter Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kennt sie diese Art von Schrift.” “Gut, ich werde Lena fragen.”

Herr Müller erzählte seiner Tochter Lena von dem Gespräch und gab ihr die Zettel. Lena las und begann zu lachen. “Was ist daran so lustig?”, fragte ihr Vater. “Das ist eine Schrift, die ihr nie hättet lesen können.” “Warum nicht? Wir haben Spezialisten für sowas. Trotzdem konnten wir nichts entziffern. Woran liegt das?” “Gut, ich erklär’s dir. Wir setzen uns am besten auf den Boden. Hier in diesen Häusern, in die ihr uns Blinde abgeschoben habt, gibt es keine Stühle. Schließlich ist es ja nur ein Ort wo blinde hingeschickt wurden. Da erschienen euch die Ausgaben für Stühle wohl überflüssig.” “Das wir euch hierher abgeschoben haben tut…” “…euch nicht leid. Schließlich hat niemand etwas dagegen unternommen. Aber jetzt mal zu der Schrift. Es handelt sich um unsere eigene Sprache…” “Eure eigene…” “Ja, und bitte unterbrich mich nicht. Wir haben sie erfunden, weil hier blinde aller möglichen Nationalitäten vertreten sind und wir uns nicht einigen konnten, welche Sprache wir zu unserer Umgangssprache machen sollten. Außerdem gab es oft Schwierigkeiten mit Dialekten, sodass es mit der Verständigung sehr schwer war. Da ist uns die Brailleschrift eingefallen, denn die Punkte sind viel eindeutiger als gesprochene Wörter. Natürlich war es nicht leicht, die Zeichenzusammenstellungen für eine ganze Sprache zu erfinden… Aber wir hatten ja Zeit. Schließlich habt ihr vor zehn Jahren beschlossen, dass ihr für uns dumme blinde keine Verwendung habt und uns deshalb alle in dieses abgelegene Dorf geschickt.” “Wir haben euch wohl unterschätzt. Ihr Seid uns voraus. Eine Schrift, die alle verstehen haben wir nicht. Wir haben nur Übersetzungscomputer, aber wenn der Strom mal ausfällt, können wir uns nicht mehr mit Leuten aus anderen Ländern verständigen.” “Da hast du Recht. Ihr habt uns die ganze Zeit unterschätzt. Aber jetzt sollte ich dir verraten, was auf den Zetteln steht. Der Text ist immer derselbe und lautet: Gebt uns blinden Arbeit und die Störungen eurer Computer werden aufhören.” “Wer hat das geschrieben und wie stellt er oder sie sich das vor?”, die Stimme von Herrn Müller klang ratlos. “Wer das war, weiß ich nicht. Aber uns Blinde in eure Welt zu integrieren wäre sehr einfach.” “Aber die Arbeitsplätze sind doch nicht barrierefrei.” “Das war vielleicht vor 50 Jahren so, als es viel Handschriftliches auf Papier gab. Aber seit 15 Jahren läuft doch alles über Computer und die Programme sind inzwischen mehr als barrierefrei. Ein Beweis dafür ist, dass es der unbekannte Briefeschreiber geschafft hat in die technischen Abläufe einzugreifen.” “Das Stimmt allerdings. Wie wurden die Programme eigentlich so barrierefrei?” “Das war wohl reiner Zufall. Der Programmierer Arbeitete wohl gern mit der Tastatur und hat deshalb einfach dafür gesorgt, dass alles auch per Tastaturbefehl bedienbar ist. Außerdem besitzen seit 50 Jahren alle Computer eine Sprachausgabe. Die habt ihr aber schon vergessen, weil sie zur Benutzung erst aktiviert werden muss.” “Und wie kam der Erpresser in unser Netzwerk?” “Da gibt es nur eine Möglichkeit. Der Angriff muss über den einzigen Rechner stattgefunden haben, den es hier im Dorf gibt.” “Und was machen wir jetzt?”
“Das ist doch klar. Wer auch immer es war hat euch eindrucksvoll bewiesen, dass wir blinden mit eurer Technik zurechtkommen. Wie jeder weiß arbeitet ihr nicht gern im unterirdischen Computerraum, weil es da so dunkel ist. Uns macht das nichts aus, gebt uns dort Arbeit und wir alle können zufrieden sein.”
“Stimmt, das ist eine Lösung, die allen gerecht wird. Ich rede gleich mal mit meinem Chef, aber ich bin sicher, dass er zustimmen wird.”
“Gut und ich schreibe gleich mal eine Nachricht an alle Bewohner dieses ungemütlichen Dorfes, dass wir bald umziehen werden. Wie gut, dass wir alle diese Schrift lesen können, sie ist die Sprache aller blinden”

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