Braille in the Wild

Today, we at the Braille200 editorial team are taking you on a little stroll through the everyday madness of life, showing you just how much excitement, humor, and the occasional oddity can be hidden in a few seemingly harmless dots.

Written by Moritz Wolfart

Reading in public is something people do every day.
Less common, but all the more entertaining, is reading Braille in public.
For one thing, many people don’t really know what Braille is, even if they’ve heard of it before.
Sometimes, when someone is observed using a modern Braille device, it is simply curiosity about the technology that prompts passers-by or fellow students to approach them.
Even more rarely, it is simply the intense expression of excitement or sympathy on the reader’s face that attracts attention.
Everything I have just listed has actually happened to me in the last 20 years. Some things even several times.
And all these situations are interesting in their own way.

I tend to be an open book to everyone else when it comes to my feelings, which is rather annoying and also a little embarrassing. But never mind.
Some time ago, I wrote about myself and the BrailleWave, which I always had loaded with at least one book that was not relevant to school or my studies, for example to avoid boring music lessons.
What I didn’t mention at the time, however, is that when I was unlucky, it was pretty obvious that my concentration wasn’t necessarily focused on such (ahem) great works as Winterreise [a piece of classical music].
At some point, some of my teachers, much to the amusement of my classmates, asked me to keep my hands clearly visible on the table.

Unfortunately, I never really managed to overcome this weakness of self-readability. A few years later, the resulting effects were fortunately rather funny.
During my studies, we had a supplementary course in English, which I found relatively boring.
So I had plenty of time to spend with my favorite books.
A few of my fellow students always enjoyed making quiet guesses based on my facial expressions as to whether one of the protagonists had just kicked the bucket or broken up with his girlfriend, or whether he was dealing with some other terrible stroke of fate.
Those were the more serious guesses, anyway. My best friend at university at the time, who couldn’t get into fantasy at all (seriously, what a philistine!), was more convinced that the hero had probably just been bitten on the butt by a gnome, or that the band of heroes had just been turned into sheep.

But often it was just the technical details or the current state of my hardware that we talked about.
SD cards were already a topic of discussion back then, albeit on a small scale. Or the question of which file formats I could work with.

It’s notable how often it’s small children who are interested in unfamiliar things.
I think it was in eleventh grade when I was preparing for a not-so-important presentation on the train one morning and reading my own notes to memorize them.
Sitting across from me was a father with his young son.
At some point, the father asked me if his son could touch the “dot writing.” And since I always took short breaks between reading passages, that was no problem at all.
At least, that’s what I thought.
I hadn’t expected that the breaks would be too short for the little boy. The father had a hard time convincing his son that it was a very important sheet of paper that the nice young man needed back terribly urgently.
He only gave it back very reluctantly.
The father was a little embarrassed. And my comment that the sheet wasn’t exactly a treasure map unfortunately had the opposite effect.
When I had to get off the train, I was able to make the little boy very happy by giving him my notes.
It was definitely worth it to me to have to quickly receate my notes from Memory right before class.
By the way, I didn’t correct his father’s choice of words. “Dot writing” sounds kind of charming. I just hope that this term doesn’t stick with him or his descendants forever.

So how About you?
I’m sure you’ve often read Braille in public. Whether on the train, at university, in a café, or somewhere in between.
Were there any curious questions, charming misunderstandings, or just really good anecdotes?
Which encounters have stuck in your memory, and which reactions made you smile, marvel, or shake your head?
Feel free to share your stories with us at Braille 200! We are curious and look forward to hearing about your experiences!

Geschrieben von Moritz Wolfart

Lesen in der öffentlichkeit ist etwas ganz alltägliches.
Weniger alltäglich, aber dafür umso lustiger, ist Braille Lesen in der Öffentlichkeit.
Zum einen wissen viele Menschen nicht wirklich, was Brailleschrift überhaupt ist. Selbst dann, wenn sie schon irgendwann mal davon gehört haben.
Manchmal ist es, wenn man mit einem modernen Braillegerät beobachtet wird, aber auch einfach die Neugier auf die Technik, die Passanten oder Studienkollegen dazu bewegt, jemanden anzusprechen.
Und noch seltener ist es einfach der intensiv mitfiebernde oder mitleidende Gesichtsausdruck der lesenden Person, der Aufmerksamkeit erregt.
Alles, was ich gerade aufgezählt habe, ist mir in den letzten 20 Jahren tatsächlich schon passiert. Manches sogar mehrmals.
Und all diese Gegebenheiten sind auf ihre Art interessant.
Gut, dass ich selbst für jeden anderen scheinbar ein offenes Buch bin, was meine Gefühlswelt angeht, ist eher ärgerlich und auch ein kleines Bisschen peinlich. Aber sei’s drum.

Vor einiger Zeit habe ich in einem anderen Beitrag von mir und der BrailleWave erzählt, die ich immer mit mindestens einem nicht schul- oder studienrelevanten Buch bestückt hatte, um beispielsweise langweiligem Musikunterricht zu entgehen.
Was ich damals aber nicht erwähnt habe, ist, dass es mir, wenn ich pech hatte, ziemlich schnell anzusehen war, dass meine Konzentration nicht unbedingt auf solch (hüstel) tolle Werke wie die Winterreise gerichtet war.
Irgendwann wurde ich so gar von manchen Lehrern, sehr zur Erheiterung meiner Mitschüler, gebeten, meine Hände immer gut sichtbar auf dem Tisch zu plazieren.

Ich habe diese Schwäche der selbstlesbarkeit leider auch nie so wirklich überwinden können. Ein paar Jahre später waren die daraus entstehenden Auswirkungen zum Glück eher lustig.
Wärend meiner Studienzeit hatten wir nämlich einen Ergänzungskurs für englisch, der für mich relativ langweilig war.
Also schön viel Zeit für mich, um sie mit meinen Lieblingsbüchern zu verbringen.
Ein paar meiner Kommilitonen machten sich immer einen Spaß daraus, basierend auf meinem Gesichtsausdruck leise Vermutungen anzustellen, ob gerade einer der Protagonisten den Löffel abgegeben oder sich von seiner Freundin getrennt hatte, oder ob er sich mit irgendeinem anderen grauenhaften Schicksalsschlag herumärgern musste.
Das waren jedenfalls die ernsteren Vermutungen. Mein damaliger bester Studienfreund, der mit Fantasy so überhaupt nichts anfangen konnte, (also wirklich! So ein Banause!) war eher der überzeugung, dass dem Helden möglicherweise gerade ein Gnom in den Hintern gebissen hatte, oder dass die Heldentruppe gerade in Schafe verwandelt worden war.

Oftmals waren es aber auch einfach die technischen Details, oder der derzeitige Entwicklungsstand meiner Hardware, über die wir uns unterhalten haben.
Im kleinen Maße waren SD-Karten damals schon ein Thema. Oder auch die Frage, mit welchen Dateiformaten ich arbeiten könnte.

Es ist interessant, wie oft es kleine Kinder sind, die sich für unbekante Dinge interessieren.
Es war glaube ich in der elften Klasse, als ich mich ein mal morgens im Zug auf ein nicht ganz so wichtiges Referat vorbereitet habe und dazu meine eigenen Notizen las, um sie auswändig zu lernen.
Gegenüber von mir saß ein Vater mit seinem kleinen Sohn.
Irgendwann fragte mich der Vater, ob sein Sohn mal die “Punkteschrift” anfassen dürfte. Und da ich zwischen den Lesedurchgängen immer kurze Pausen machte, war das auch überhaupt kein Problem.
Dachte ich jedenfalls.
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass dem kleinen Jungen die Pausen zu kurz sein könnten. Der Vater hatte seine liebe Not damit, seinen Sohn davon zu überzeugen, dass das ein sehr wichtiges Blatt sei, dass der nette junge Mann fürchterlich dringend wieder zurück haben müsse.
Nur sehr widerwillig hat er es wieder herausgegeben.
Dem Vater war das fast schon ein Bisschen peinlich. Und mein Kommentar, dass es sich bei dem Blatt ja jetzt auch nicht um eine Schatzkarte handeln würde, hatte leider eher den gegenteiligen Effekt.
Als ich aussteigen musste, konnte ich dem kleinen Jungen eine riesige Freude machen und ihm meine Stichworte schenken.
Dass ich danach noch schnell vor dem Unterricht quasi auswendig Stichpunkte von den Stichpunkten machen musste, war es mir auf jeden Fall wert.
Ich habe seinen Vater übrigens nicht bei der Wortwahl korrigiert. “Punkteschrift” klingt ja auch irgendwie charmant. Ich hoffe nur, dass sich dieser Begriff nicht bei ihm oder seinen Nachkommen auf ewig festgesezt hat.

Und ihr?
Ihr habt doch bestimmt auch schon oft Braille in der Öffentlichkeit gelesen. Sei es im Zug, in der Uni, im Café oder irgendwo dazwischen.
Gab es neugierige Fragen, charmante Missverständnisse oder einfach richtig gute Anekdoten?
Welche Begegnungen sind euch im Gedächtnis geblieben und welche Reaktionen haben euch zum Lächeln, Staunen oder Kopfschütteln gebracht?
Teilt eure Geschichten gern mit uns bei Braille 200! Wir sind gespannt und freuen uns auf eure Erlebnisse!

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